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(DE) Palästina – November 2018
November 6 2018

(DE) Palästina – November 2018

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Palästina November 2018
6.11.2018
Anreise ueber Zürich. 3.30 aufstehen. Ich (Josef) verfluche solche Flugzeiten.
Vom Flughafen Ben Gurion nehmen wir einen Bus bis zum Zentralen Busbahnhof in
West Jerusalem (palaestinensischer Fahrer, der bereitwillig viel erzaehlt), dann
Strassenbahn entlang der in der britischen Mandatszeit bebauten Jaffa Road bis zum
Damaskustor an der Altstadt, dann Umsteigen in den Palaestinenserbus nach
Ramallah. Ankunft am Busbahnhof von Ramallah mitten in der Stadt. Direkt daneben
das Hostel „Area D“, im 5. Stockwerk eines wenig repraesentativen Gebaeudes
oberhalb des Gemuesemarktes und dem kommerziellen Zentrum Ramallahs. Die
Gaeste sind lauter junge, bewegte Deutsche und Schweizer, davon 3 Volontäre, die
dort arbeiten. Die naechstenTage kommen noch US-Amerikaner, eine Inderin, eine
Japanerin, eine Englaenderin, eine US-Amerikanerin mit ukrainischen Wurzeln….ein
aelterer Herr aus Argentinien und diverse junge Maenner verschiedener, meist
westlicher Couleur dazu. Der Agentinier spricht kein Wort Englisch oder Arabisch
(sagt er) und will auch eine Stelle Voluntaer finden. Fragen uns, ob der wohl vom
Mossad abgestellt ist, die Leute hier incognito zu belauschen.
Mazen ruft an und besteht darauf, uns zu sehen. Er holt uns ab, wir kaufen Fisch im
Souk al samak, einem blitzesauberen Fischladen, dann noch Kebabfleisch, holen
seinen Kumpel Jad Mikael ab und fahren ein paar KM ausserhalb Rramallahs nach
Ain Arik in ein Restaurant, in dem wir die einzigen Gaeste in einem eher steril
anmutenden Ambiente sind. Man kocht uns die mitgebrachten Leckereien und dazu
noch feine Vorspeisen zum Tunken mit Brot. Grosses Gelage zu dritt mit Whiskey
und Rotwein, und wir haben das Gefühl, schon seit Tagen hier zu sein. Die
Rueckfahrt ist abenteuerlich….Mazen knülle. Draussen stockdunkel, das Licht am
Auto leuchtet vielleicht 2 m aus, das Fernlicht 8 m. Aber Mazen meint, das Auto
finde den Weg allein, und auf wundersame Weise kommen wir gut im Hostel an.
7.11.18
Der Hauptgrund fuer diese Reise war es, den Pass von Rana Sarsour zu
verlaengern. Sie ist Palaestinenserin aus Gaza und kann den Pass entweder an der
Staendigen Vertretung in Berlin verlaengern, was jedoch Monate dauern wuerde,
waehrend derer sie ohne Pass waere, oder sie muesste selbst nach Ramallah
reisen, was beinahe unmoeglich ist fuer die Bewohner von Gaza. Die dritte
Moeglichkeit ist, jemanden zu bevollmaechtigen. Also haben wir angeboten, das zu
uebernehmen. Muessen zwar ein paar Behoerden abklappern, aber alles klappt wie
am Schnürchen und nachmittags 16 uhr ist die Mission erfüllt. Mazen holt uns beim
Innenministerium ab, und wir fahren zu Um Mazen, seiner Mutter. Sie hat gekocht,
obwohl sie wirklich schlecht beieinander ist: Hammelfüsse in Gemuese mit Waraq
Einab. Jetzt stellt sich das Gefuehl ein, schon Wochen hier zu sein. Mazen bringt uns
ins Hostel, will uns aber nochmal sehen. Beschliessen, dass wir ihn zuhause im
Stadtteil El Tireh besuchen und zu Fuss kommen, einen Weg von etwa 4 km. Kurz
vor seinem Haus, am Nelson Mandela Square mit einer Statue desselben als
Geschenk an Palaestina, sind wir unsicher und fragen einen herumlungernden
jungen Mann nach dem Weg. Er fragt, zu wem wir denn wollen. Unsere Antwort: zu
Mazen Rantisi. Er: Ah, der Doktor!, Ja, klar kennt er, telefoniert mit ihm und weist uns
den Weg. Mazen scheint bekannt wie ein bunter Hund zu sein. Er kennt jeden und
jeder kennt ihn…es gab noch mehrere solcher Erlebnisse. Er scheint mindestens
halb Ramallah schon mindestens einmal in seiner kleinen Ein-Mann-Praxis behandelt
zu haben.
8.11.2018
Fahren mit dem Sammeltaxi nach Aboud, einem christlichen Staedtchen hinter
Birzeit. Wandern dort den Wadi Laimoon (Tal der Zitronen) entlang, von Aboud bis
Beit Reema, ein Nachbarort, den ersten Kilometer parallel zu einer laermenden
Schulklasse, die ihren Ausflug sehr geniessen. Durchqueren typische
Palaestinalandschaft mit auf uralten Terrassen in rostrote Erde gepflanzten Mandelund Olivenbäumen. Rita geht mal in die Buesche und scheucht eine ca. 2m lange,
dunkelbraune und unterarmdicke Schlange auf. Koennen leider spaeter nicht
ergruenden, welche Art es ist. Zienlich sicher ist nur, dass sie giftig war. Am Wegrand
liegt irgendwann ein riesengrosses totes Wildschwein! Verlaufen uns ein bisschen,
laufen ungewollt ein paar zusaetzliche KM gemeinsam mit vielen Schuelern auf dem
Heimweg durch irgendwelche Doerfer, fahren schliesslich mit einem Taxi bis Birzeit,
trinken dort in einem Gaestehaus der Uni in einem schoenen Innenhof Tee und
essen Malfouf, queren anschliessend den grossen Universitaets-Campus und fahren
dann mit dem Bus mit 50 Studenten und Studentinnen nach Ramallah. Abends
trefffen wir uns mit Mazen im „Riad“, einem schoen gemachten und erstklassigen
Gartenlokal unten im alten Ramallah, Ritas Lieblingsecke der Stadt.. Essen auf dem
Weg einen Shawirma auf die Faust. Und immer wieder gute Gespraeche und
Stimmung im Hostel… not to forget…

9.11.2018
Wolllen den schoenen Wadi Qelt bis zum bekannten St. George Monastery erlaufen.
Debattieren, was wir anziehen. Jericho liegt 400 m unter nn….dort ist es immer
heiss. Ziehen schluessendlich lange Hosen und T-Shirt an, packen langaermeliges
Hemd in den Rucksack. Wir trinken nur einen Tee in der Kueche, fruehstuecken nicht
mit unseren Hostel-Kumpels heute. Josef geht nach dem Tee ins Zimmer und, oh,
Schreck, da liegt einer in unserem Bett. Es ist Steven, der amerikanische Volunteer,
der gut Arabisch spricht und ein Jahr lang Interviews und Reportagen in Palaestina
aufzeichnen und an diverse Medien verkaufen will. Eigentlich ein sehr sympatischer
Typ. Josef denkt, er hat sich in der Tuer geirrt, geht wieder raus. Aber nein, es ist
unser Zimmer. Er fragt ihn, „Hey, man, what are you doing there?“ Er: „Sleeping“. Er
klingt betrunken, wundert sich. Josef komplimentiert ihn raus. Wenig spaeter gehe
ich ins Zimmer, weil ich noch ein Kleidungstueck aus meinem Koffer nehmen will; der
ist klatschnass… samt Inhalt. Ich glaube, der gute Steven hat das Klo gesucht und ist
in unserem Zimmer gelandet! Ich hole die anderen beiden Volunteers, Hannah und
Megan, und sie sind entsetzt. Wir werfen alles in die Waschmaschine, machen kein
grosses Ding draus und machen uns auf den Weg.
Fahren mit dem Sammeltaxi nach Jericho. Die Haltestelle fuer die Jericho-Taxen ist
genau vor dem Haus von Ritas Grossvater, das es allerdings nicht mehr gibt –
stattdessen ein betonierter Parkplatz. Irgendwann werden sie dort ein Hochhaus
hinbauen, wie ueberall entlang der Radio Street. Mit uns im Bus ist eine Japanerin,
die, wie sich spaeter heraus stellt, auch im Hostel wohnt. Fahren kurz vor der
Endstation in Jericho am Berg der Versuchung vorbei. Dort oben in den Fels ist ein
Kloster gebaut, in der griechischorthodoxe Einsiedlermoenche seit Jahrzehnten ins
Gebet vertierft leben. Allein ein geschaeftsruechtuger Palaestinenser hat doch
tatsaechlich ein Seilbahn mit kleinen Gondeln dort hinauf gebaut!
In Jericho angekommen, machen wir uns in der Hitze auf den Weg. Ein Taxi bringt
uns zum Einstieg in den Wadi. Zuerst ist es Baustelle und recht schmutzig, weil
oberhalb noch Haeuser stehen und die Leute, wie ueberall auf der Welt, nicht
wissen, wohin mit ihrem Muell. Das ist wirklich schrecklich zu sehen. Und es ist
wirklich ueberall Muell! Wie in Sri Lanka, auf den Philippinen, auf den Malediven, in
Marokko,… Nur in Deutschland machen wir das anders. Hier wird der Muell
ordentlich sortiert und verpackt und dann in Laender exportiert, die ihn auf grosse
Muellkippen werfen, wo Kinder ihn nach Brauchbarem absuchen und sich dabei
vergiften.
Spaeter wandern wir im engen Wadi. Erinnert sehr an unsere Wadi-Touren am Golf.
Sehen an den Steilwaenden ueber uns irgendwelche kleineren Saeugetiere, wie
Murmeltiere. Uns kommt eine Gruppe Koreaner entgegen, denen wir die Tiere
zeigen. Die Fuehrerin erklaert uns, es seien „rock rabbits“. Noch nie gehoert.
Wikipedia sagt uns spaeter, es seien Klippschliefer. Sie sehen aus wie grosse,
braune Meerschweinchen. Immer wieder sehen wir in der Steilwand ueber uns Zellen
von Eremitenmoenchen. Ob dort noch Moenchen leben, kann man nicht sagen.
Keine Ahnung wie die ueberhaupt dorthin kommen. Man sieht keine Leitern oder
Pfade. Spaeter kommt uns noch eine allein wandernde Deutsche entgegen, die wir
abends ebenfalls im Hostel treffen. Kommen am Kloster an, aber es gibt keinen gut
begehbaren Weg aus der steilen Schlucht heraus nach oben. Kraxeln schliesslich an
den Felsen hinauf in den Hof einer kleinen Kapelle, von der aus ein Weg zum Kloster
fuehrt – allerdings liegt dazwischen eine Mauer, und das kleine Tor ist
abgeschlossen. Also nochmal kraxeln. Jetzt ueber eine mit Stachdeldraht gesicherte
Mauer. Ist aber kein Natodraht, so dass wir das hinkriegen…
Das Kloster ist geschlossen. Die Moenche wollen ihre Ruhe haben. Zwei Bauarbeiter
bauen an einem neuen Anbau, ziehen sich zur Mittagspause ins Kloster zurueck. Wir
setzen uns vor das Kloster in den Schatten auf einen Stein und vespern Kekse und
Orangen. Währenddessen ziehen von den Bergen her Gewitterwolken auf. Was tun?
Eigentlich wollten wir weiter hinauf am oberen Rand des Wadi Richtung Quelle
laufen. Oder sollten wir besser zurueck nach Jericho, in der Hoffnung, dass die
Wolken ueber den Bergen bleiben? Beschließen endlich, auf einem Pfad ca 20 m
oberhalb des Wadibetts zurück nach Jericho zu laufen. Unterwegs kommt uns die
Japanerin entgegen… sie geht weiter zum Kloster. Es donnert und blitzt und wird
immer duesterer. Rita sieht eine Höhle und möchte sich dort verkriechen. Ich glaube
noch nicht, dass es regnen wird, und wir laufen weiter. Es war ein Fehler. Plötzlich
schuettet es wie aus Eimern. Drücken uns an die Felswand, was ein bisschen hilft.
Sind aber am Ende dennoch nass bis auf die Haut. Geldbeutel im Rucksack innen
drin, unsere langaeremeligen Sachen….alles nass. Und jetzt der gefährliche Teil:
immer groesser werdende Baeche und Wasserfaelle prasseln an den Felswaenden
ueber uns herunter. Habe wirklich zum ersten Mal das Gefuehl, es koennte gefährlich
werden. Befuerchten, dass der Weg weggespuelt werden koennte oder von oben ein
Erdrutsch kommt. Beobachten von oben wie sich im Wadi der Fluss bildet und wie
eine Lavawelle, langsam anschwellend vorwaerts rollt. Teilweise ist der Wadi eng
und dann wird es da unten wirklich gefaehrlich. Weiter unten im Tal laeuft ein
Wanderer arglos das Wadibett hinauf. Wir warnen ihn wild schreiend und
gestikulierend. Er dauert lange, bis er kapiert und dann die Wadiwand auf der
anderen Talseite hinauf klettert. Er macht den Eindruck , als wolle das von oben
beobachten, fotografiert immer wieder. Aber zumindest ist er jetzt aus dem Flussbett
raus. Irgendwann kommen wir in Jericho an, der Regen hat fast aufgehoert, aber wir
sind noch immer klatschnass. Wir warten eine Stunde darauf, dass das Sammeltaxi
sich fuellt und endlich losfaehrt. Mittlerweile kommt die Japanerin auch anmarschiert
– ebenso nass wie wir. Lösen waehrend der Warterei eine kleine Revolution aus: die
Taxen stehen vor einer Ladenzeile. Überall liegt Müll. Rita fragt, ob das so sein muss
mit dem Müll. Einer der Taxifahrer meint, die Ladenbesitzer würden den Müll dahin
werfen. Das gefällt einem der Besitzer nicht, und er regt sich auf, dass, erstens die
Fahrgaeste ihren Muell dort liegenlassen wuerden und zweitens ueberhaupt die
Taxen da rumstehen und die Parkluecken vor seinem Laden versperren. Die
wiederum kontern, sie duerfen das. Der ladenbesitzer meint, dass nur 2 Taxen hier
stehen duerften, aber es waeren immer 3 Taxen da…..das war ein ziemliches
Geschrei und Gestikuliererei. Ich meine, in Deutschland haette es in
Handgreiflichkeiten übergehen können. Der Ladenbesitzer filmt dann die drei
Fahrzeuge, die Fahrer und den Muell und ruft die Polizei. Tatsaechlich kommt ein
Polizist, und dasPalaver geht weiter. Plötzlich faengt der Polizist an, den Müll
wegzuraeumen. Rita sagt mit mir, ich solle dem Polizisten gratulieren zu seiner guten
Tat, was ich dann auch tue. Anschliessend geht das Palaver weiter, und zum
Schluss gibt es die grosse Versöhnung mit Kuss links und rechts und Umarmung.
Na ja, zumindest sind wir gut unterhalten. Zurueck Richtung Ramallah. Im Auto zieht
es kalt durch alle Ritzen, und in Ramallah ist es auch richtig kalt.
Im Hostel erwartet uns der sehr zerknirschte Steven, der offenbar keinerlei
Erinnerung an seinen Ausflug in unser Zimmer hat. Wir wollen aber erst heiss
duschen. Dann haelt Josef ihn noch ein bisschen hin, hoeren ihn schliesslich an, und
er faselt was davon, dass er ab und zu schlafwandelt. Aha! Betrunken war er also
nicht? Aeh,… stammel, stammel,.. ja, doch, schon. Er entschuldigt sich wortreich. Ich
lasse es dabei bewenden, aber Josef sagt ihm, er wolle spaeter noch unter vier
Augen mit ihm sprechen. Er waescht ihm ein bisschen den Kopf, aber vaeterlich
streng, und wir sagen dem Leiter des Hostels, Ihab, der genauso jung ist wie die
Gaeste, nichts.
Wir essen noch einen Shawirma in der Stadt und gehen recht bald ins Bett. Sind platt
und freuen uns auf die Waerme.
10.11.18
Wir ziehen heute auf Ritas Wunsch ins Lavender Boutique Hotel im huebscheren Teil
Ramallahs um. Gehen ein bisschen schweren Herzens, weil die Gespraeche mit den
jungen Leuten sehr spannend sind. Noch im Rausgehen plaudern wir lange mit der
jungen Inderin und der ukrainischen Amerikanerin. Sie studieren beide was mit
Konfliktmanagagement in ihrer jeweiligen Heimat und sind fuer ein Jahr in Tel Aviv
an der Uni und wollen moeglichst oft an den Wochenenden in die Besetzten Gabiete
kommen, damit sie beide Seiten des Konflikts sehen. Sehr loeblich. Sie saugen alles
auf wie Schaemme, was wir erzaehlen. Das waere eine spannende Beschaeftigung,
wenn man fuer laenger her kaeme: politischen Unterricht fuer die Gaeste im Area D.
Aber Rita braucht jetzt noch ein bisschen huebsche Umgebung fuer ihr
Wohlbefinden. Abenteuer haben wir auch so genug. Das Lavender ist sehr schoen
mit einem gemuetlichen Garten, ein ganz normales Familienwohnhaus, das die
Kinder, anstatt es abzureissen oder zu verkaufen, saniert und aufgestockt und zum
Hotel umfunktioniert haben. Sehr loeblich.
Haben am fruehen Nachmittag einen Termin zum Mittagessen mit einem
Studienfreund von Ritas Vater, den sei seit Kindesbeinen kennt, Sacher Khatib,
dessen Mutter Deutsche war und dessen Frau aus Serbien stammt. Laufen
vormittags in Ramallah herum, gehen zu Ritas alter Schule – dieses Mal nicht nur aus
Sentimentalitaet (natuerlich auch deshalb). Rita hatte die Schule schon vor geraumer
Zeit angeschrieben, weil es dort eine Volotariatsprogramm gibt und sie sich danach
erkundigen wollte fuer einen spaeteren, eventuell laengeren Aufenthalt. Im
Sekretariat treffen wir auf Samia Rafidi, eine ehemalige Klassenkameradin von Rita.
Die beiden erkennen sich sofort wieder. Grosses Hallo! Samia wuerde sich sehr
freuen, wen Rita mal kaeme und helfen wuerde. Wie erfreulich. Rita findet noch vor
der Aula ihr Abschlussballfoto – schwarzweiss und sehr verpixelt, aber immerhin!
Laufen weiter durch die alten Strassen Ramallahs und kommen zufaellig an der
Deutschen Vertretung vorbei.
Treffen Sacher, seine Frau Yasna und Sohn Noor mit seinen zwei Kindern im
Segafredo. Vorher machen wir einen Spaziergang durch Ramallahs Altstadt. Sehen
eine Olivenpresse und schauen sie uns en Detail an (natuerlich nicht mehr
mechanisch, sondern maschinell und aus Italien). Sie erinnert an unsere
Mostpressen…auch von der Stimmung her. Viele Leute bringen ihre Oliven, und es
ist ein reges Treiben ueber den Motorenlaerm hinweg. Gegenueber ist ein ein
Textilladen namens „Rantis“, wie das Herkunftsdorf von Ritas Clan. Spaeter am
Abend gehen wir hinein und die drei alten Opas dort kennen Ritas Opa. Als sie
hoeren, dass Rita die Enkelin von Fayek Amer oder Abu Rabah ist, gibt es ein
Riesenhallo. Plötzlich verstehe ich, warum Rita so eine Sehnsucht nach Palaestina
hat: Hier ist ihre Familie bekannt. Es ist uns immer wieder, nicht nur auf dieser Reise,
sondern auf jeder reise hierher, passiert. Man trifft jemanden, man stellt die
Verbindung zum Dorf und den Familiennamen her, und die Gegenseite kennt Opa
oder Onkel oder wen auch immer. Das ist wohl das, was Zugehörigkeitsgefuehl und
Heimat ausmacht.
Das Segafredo ist laut und ungemütlich. Sacher hoert mit seinem Hoergeraet nur
Krach und ist genauso gestresst wie wir. Noor und Kinder verabschieden sich, und
wir verlagern uns in ein klasse palestinensisches Restaurant, Darna, was „Unser
Haus“ bedeutet, und direkt neben der deutschen Vertretung liegt, wo wir vor zwei
Tagen zufaellig den Konsul trafen, weil wir nach dem Sohn von Herbert Schaal
fragten (vom Sudetengebirsgverein ….aber das ist ne andre Geschichte).
Auf jeden Fall essen wir zum ersten Mal auf dieser Reise richtig gutes PalaestinaFood gegessen, und es ist köstlich. Hatte mich schon beschwert, dass wir bisher
noch gar nicht richtig arabisch essen waren. Die Unterhaltung mit Sacher und jasna
ist sehr anstrengend, und es reicht mit Socialising fuer heute.
Laufen noch einmal durch das alte Ramallah und in den o.g. Rantis-Laden.
11.11.2018
Rita hat Geburtstag. Planen, nach Bethlehem ( Arabisch und Hebraeisch: Bait
=Haus, lahem (arabisch) =Fleisch, hebraisch = Brot; also wahlweise Haus des
Fleisches oder des Brotes). Das Sammeltaxi muss wegen der israelischen Mauer
und der Kontrollen Jerusalem weitraeumig umfahren. Jerusalem ist fuer Bewohner
der West Bank unter 50 Jahren nur mit Genehmigung zugaenglich. Denke, die
Strecke wird dadurch 3 bis 4 mal so lang. Fahren fast ans Tote Meer hinunter und
dann wieder rauf. Es ist unsaeglich! Laufen durch die Altstadt, in die Geburtskirche
(die angebliche Geburtsstelle Jesu hinter und unter dem Altar sparen wir uns – die
Schlange davor ist endlos). Zum Geburtstagskaffee und -kuchen moechte ich Rita
ins schoene Qasr Jacar ausfuehren, ein ehemaliger Kaufmannspalast, der zum Hotel
umfunktioniert wurde und in dem ich mal auf einer Geschaeftsreise uebernachtet
habe. Hinter dem alten Gebaeude, das nur noch als Lobby und Restaurant dient,
wurde ein modernes Hotel mit zwei Fluegeln gebaut. Vor der Zweiten Intifada war es
ein Interconti, aber durch die Mauer kommen die Touristen nur noch fuer ein paar
Stunden in israelischen Reisebussen nach Betlehem, sehen sich die wichtigsten
religioesen Staetten an und fahren wieder weg. Leider gibt es keinen Kuchen.
Das Qasr Jacar lag einst an der Hauptverkehrsachse von Norden nach Sueden und
verband Betlehem im Norden mit Jerusalem. Nun verlaeuft die Mauer mitten durch
diese Hauptstrasse und schneidet Betlehem von Jerusalem ab. Sie steht der Berliner
Mauer in nichts nach – ausser, dass sie hoeher ist: Auch hier steht alle paar hundert
Meter ein Wachturm, auch hier laeuft die Mauer praktisch durch den Vorgarten der
Leute und trennt Familien, auch hier sichern Elektronik und Bewegungsmelder, auch
hier ist es haesslich und deprimierend.
Laufen die Mauer entlang, besichtigen die Grafitti-Malereien und Kunstwerke. Ein
britischer Kuenstler namens Banksky hat die Mauer hier „verziert“ und das „Walled in
Hotel“ eroeffnet, das direkt auf die Mauer schaut und innen auch komplett mit seiner
aufruettelnden Kunst verziert ist.
https://www.google.com/search?q=banksy+mauer+israel&safe=strict&client=firefoxb&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiF46eCvdveAhUCjCwKHX7ApwQ_AUIDigB&biw=1366&bih=654
Daneben sind noch 2 Laeden, die mit allerhand Mauerkram ihr Geschaeft machen.
Viele Palaestinenser sehen das Geschaeft mit der Mauer sehr kritisch. Auf der
anderen Seite ist jeder Tourist, der dort entlang laeuft und Fotos macht, ein
Multiplikator, der zuhause von diesen Dingen berichtet. Sind auch ein paar mit uns
die Mauer entlang und haben viele Fotos gemacht.
Dann entscheiden wir uns, zu Fuss die Grenze, also das Tor in der Mauer, zu
durchqueren und über Jerusalem nach Ramallah zurueck zu fahren. Wir laufen durch
einen langen vergitterten Gang wie die, die fuer Vieh benuetzt werden, die zum
Schlachten getrieben werden. Dann geht es durch eine Eisendrehtuer in einen
Zwischeraum mit Sicherheitsschleuse, an dessen anderem Ende auch eine
Eisendrehtuer ist, rechts im Raum ein panzerglasgeschuetzter Kasten, in dem
Soldaten sitzen, links ein Durchleuchtungsgeraet fuer alles Gepaeck. Beim
Durchqueren der Sicherheitsschleuse schlägt bei mir der Aarm an. Ich mache den
Gürtel ab und lege ihn auf das Band des Gepaeck-Scanners. Immer noch Alarm.
Also habe ich die Brille abgenommen. Immer noch Alarm. Die beiden Kueken, ganz
junge Soldatinnen, werden nervös und winken mich durch. Ich vermisse meinen
Guertel. Gehe nochmal zurueck durch die Schleuse und suche ihn. Chaos liegt in der
Luft. Von der Seite Bethlehems kommen immer mehr Leute in den kleinen
Sicherheitsraum zwischen den Drehtueren. Dann sehe ich meinen Guertel,
eingeklemmt im Förderband. Ich will ihn wiederhaben. Die Küken trauen sich nicht
raus aus ihrem Kabuff, es könnte ja eine Falle sein. Lautsprecher ertönen. Der
sicherheitsraum wird abgesperrt. Keiner kann raus, keiner rain. Ich zitiere die Küken
raus, sie sollen mir meinen Gürtel aus dem Foerderband befreien. Sie geben ueber
Lautsprecher auf Hebraeisch Anweisung, wie des Röntgengeraet abgeschaltet
werden muss. Ein junger Palaestinenser, der eigentlich haette weitergehen koennen,
bleint und hilft, stellt das Ding ab. Klappt alles, ich hab endlich meinen Gürtel wieder,
….aber das Röntgengeraet will nicht wieder anspringen. Der junge Mann drueckt
saemtliche Knoepfe, ich mache Theater….mit meinem deutschen Pass geht das….
ueber Lautsprecher schreien die Kueken Unverstaendliches. Dann betritt die
Vorgesetzte….auch ein junges Küken in kugelsicherer Weste und mit vor dem Bauch
vom Hals baumelnder uzi machinenpistole, der Lauf auf uns alle gerichtet. Ich
schreie sie an „Put your gun down!“, was sie dann auch macht. Sie kriegt das Ding
auch nicht zum Laufen. Muessen dann durch eine andere Schleuse, und ich fange
an, die Küken zu belehren, dass auf jedem Flughafen, wo so ein Roentgengeraet
steht, eine Aufsichtsperson stehe, die Anweisung gibt, was durch das Geraet
geschickt werden müsse etc etc. Sie weiss das, sagt aber durch den Lautsprecher
das sie das nicht könne….ja, ja,…. den Rest spare ich mir jetzt. Sie haben strikte
Abweisung, ihr Kabuff nicht zu verlassen – seit den Messerangriffen im letzten Jahr.
Auf jeden Fall war es ein ziemliches Geschrei… Die anderen Palaestinenser blieben
erstaunlich ruhig. Aber sie wissen, dass sie den Kuerzeren ziehen, wenn sie Streit
anfangen – bestenfalls endlos aufgehalten, schlechtestenfalls erschossen werden.
Sie haben gelernt, sich in Steine zu verwandeln und nichts an sich heran zu lassen.
Wenn man da jeden Tag durch muss, muss man das auch. Sonst wird man krank
oder verrueckt.
Fahren jenseits des Checkpoints mit dem Bus nach Jerusalem. Bummeln in der
Altstadt. Essen einen schlechten, ueberteuerten Schawurma, ich probiere Shofars
aus, die es hier in allen Ausfuehrungen gibt.…musssss ich kaufen. Rita fuehlt sich
wie zuhause. Dann mit dem Bus vom Damaskustor nach Ramallah. Oh je! Der
Busfahrer hat fuer seine letzte Fahrt durch den Checkpoint nach Ramallah und
wieder zurueck ueber 4 Stunden gebraucht (16 km ein Weg!). Er hat keine Lust mehr
und faehrt nur bis zum Uebergang. Wir muessen wieder zu Fuss durch die Schleuse,
was aber Richtung West Bank ganz schnell geht. Dann muss jeder sehen, wie er von
dort nach Ramallah kommt. Das ist halt auch Palaestina. Die armen Leute, die
taeglich zwischen Jerusalem und Ramallah pendeln! Man mag sich kaum
ausdenken, wie es denen geht. Gemeinsam mit uns faehrt eine Deutsche, die fuer
die GIZ arbeitet, nach Ramallah zurueck. Sie hat ein paar Tage in Tel Aviv verbracht
und ist genervt, weil der Fahrer uns nicht bis Ramallah bringt. Teilen uns nach dem
Checkpoint ein Taxi mit ihr, damit wir irgendwann heim kommen. Beschwerliches
Reisen! Die GIZ’lerin ist die was weiss ich wievielte, die wir hier kennenlernen, die in
der Entwicklungshilfe taetig ist. Ganz Ramallah ist voll davon!
12.11. 2018
Bleiben heute in Ramallah….wollen mal versuchen, moeglichst nahe an eine der
direkt an Ramallah grenzenden Siedlungen heran zu kommen. Auf dem Weg dorthin
treffen wir einen negroiden Palistinenser aus Jericho, der mit uns vor ein paar Tagen
im Sammeltaxi nach Jericho sass. Wieder mal eine der vielen Zufallsbegegnungen
die wir hatten. Kuerzlich im Hof der Birzeitherberge beim Tee sass neben uns eine
deutsche Familie. Den Mann trafen wir dann ein paar Tage spaeter im Alkoholladen
in Ramallah, als wir ein paar Dosen Bier kauften. Auch er ist bei der GIZ.
Unser Mann aus Jericho ist negroid, weil in Jericho vor was weiss ich wievielen
hundert Jahren afrikanische Sklaven lebten. Er ist zahnlos,sieht verwegen aus, ist
aber so selbstbewusst, dass er allen Ernstes erzaehlt, sein Traum sei es, eine
deutsche Frau zu heiraten und mit ihr nach Deutschland zu ziehen, ob wir das nicht
irgendwie bewerkstelligen koennten. Kurz vor dem Anstieg der Strasse Richtung
Siedlung treffen wir zwei halbwuechsige etwa 17-jaehrige Burschen auf dem
Heimweg von der Schule. Einer der beiden traeumt davon, in Deutschland zu
studieren. Als wir weiter gehen wollen, warnen uns die Jungs: Da oben stuenden
Soldaten, und die wuerden schiessen, wenn man zu nahe kommt. Aber die
palaestinensischen Haeuser stehen bis kurz vor der Siedlung, und wir laufen weiter.
Sehen dann den Stacheldrahtzaun, eine verstaerkte Eisenschranke und ein grosses
etwa 5 bis 6 m breites Schiebetor, einen Wachsoldat im verglasten Wachturm. Wir
gehen langsam mit erkennbar vom Koerper weggehaltenen Armen auf das Tor zu.
Der Soldat kommt heraus, natuerlich in voller Montur, und fragt, wohin wir wollten.
Wir wollen mal eine Siedlung besichtigen, sagen. Er meint, hier kaeme man nicht
rein, wir muessten zum Haupteingang, auf der anderen Seite der Siedlung, etwa 10
km Strassenumweg. Wir: Aber hier ist doch ein Tor. Er: Das wird nur geoeffnet, wenn
die Soldaten raus muessen. Wir: Wozu muessen die Soldaten hier raus, das ist doch
das Land der Palaestinenser. Er: Wenn die Kinder uns mit Steinen bewerfen,
muessten sie ihr Dorf schuetzen. Rita: Aber das ist kein Dorf. Das ist eine
voelkerrechtwidrige Siedlung. Wenn es hier keine Siedlung gaebe, dann muessten
die Leute hier nicht rebellieren. Naja, so ging das hin und her. Er behauptet noch, sie
wurden nie mit scharfer Munition schiessen. Eigentlich war der Typ nicht
unverschaemt, er haette ja gar nicht mit uns sprechen muessen. Er ist Reservist,
wird einmal im Jahr fuer einen Monat eingezigen. In seinem Zivilleben ist er
Wassertechniker oder sowas. Vor dem Tor liegen hunderte von abgeschossenen
Traenengasgranaten, etwa 5 cm Durchmesser und 15 cm lang. Ebenso viele und
gleich grosse Granathuellen von vermutlich Leuchtpatronen und dann noch viel mehr
abgeschossene Patronenhuelsen von 5 oder 6 mm-Kaliber-Patronen. Glaube nicht,
dass es 7.62 mm war. Aber von wegen, sie schiessen nicht mit scharfer Munition!
Einige Patronen waren noch vollstaendig. Haben von jedem Typ eines eingepackt.
Werden aber nur die patronenhuelse mitnehmen. Die Granathuelsen sind uns nach
Ueberlegung dann doch zu gefaehrlich. Die Ausreisekontrollen am Flughafen oder
auch nur von Ramallah nach Jerusalem sind so, dass da keine Maus durchkommt.
Was sagen wir denn den Grenzsoldaten, woher wir diese Grananten haben, wenn
sie sie finden…und was wir damit machen wollen?!? Verabschieden uns von dem
Soldaten und gehen rueckwaerts zurueck bis zum ersten Haus etwa 50 m vom Tor
entfernt, wo zufaellig die palaestinensische Bewohnerin gerade mit dem Auto
vorfaehrt. Der naechst unwahrscheinliche Begegnung an diesem Tag: Die Dame
names Ikram, so alt wie Rita, kennt fast die ganze Schulklasse von Rita. Es gibt
gemeinsame Bekannte etc etc. Die Tante der Dame ruft. Sie lebt zwei Haeuser
weiter und macht sich sorgen, als sie sieht, dass wir mit Ikram in den Garten gehen.
Sie zeigt uns die Patronenhuelsen, die sie kuerzlich in ihrem Garten aufgesammelt
und auf eine Haufen gelegt hat. Die Soldaten kommen oft in ihren Garten, auf ihr
Dach, um die Umgebung zu ueberwachen. Die Jungen aus der Nachbarschaft
kommen und werfen Steine in Richtung Siedlung, die Soldaten schiessen zurueck.
Bei diesen Gefechten sind ihre Fenster so oft zu Bruch gegangen, dass sie sie alle
vergittert hat. Sie erzaehlt, manchmal kaemen die Soldaten und riefen
Obszeonitaeten den Huegel hinunter, um die Jungen zu provozieren. Wenn die dann
mit Steinen reagierten, schoessen sie scharf.
Ikram nimmt uns mit in die Stadt zurueck. Sie hat einen eigene kleine
Grafikdesignfirma direkt unterhalb vom alten Hotel Odeh, wo Rita in ihren jungen
Jahren mit ihren Klassenkameraden unter uralten Pinien, die noch immer stehen,
Schokoladenkuchen gegessen hat.
Wir essen zum dritten Mal im Damascus Sweets, ebenfalls eines der regelmeassig
frequentierten Cafes aus Ritas Schultagen, Knafeh, jener Spezialitaet aus Nablus.
Danach treffen wir uns mit Mazen bei seiner Mutter. Es geht ihr nicht gut, und sie
kommt gar nicht aus dem Schlafzimmer. Wir sitzen im Wohnzimmer und trinken Tee.
Irgendwann kommt noch eine Nachbarin vorbei und wir koennen uns langsam vom
Acker machen, waehrend sie bei Um Mazen bleint. Mazen beschliesst, noch einmal
einen Fischabend in Ain Arik zu veranstalten, ruft Jad und noch zwei weitere
Kumpels an, bestellt vorab den Fisch und gibt in Ain Arik Bescheid, dass wir
kommen.
Heute frueh haben wir gehoert, dass ďie Israelis mit einem sonderkommando mit
einem palaestinensisch getarnten PKW nach Gaza rein sind um einen HamasKaempfer zu exekutieren. Offenbar sind sie erkannt und von der Hamas angegriffen
worden. Die luftwaffe kam zu hilfe und hat 6 Palaestinenser getoetet. Ein Israeli
verlor ebenso sein Leben und ein oder zwei wurden verletzt. Potential fuer einen
weiteren Krieg und das Dauerthema dieses Tages.
So war das auch Thema mit Mazens Kumpels im Restaurant. Im Hintergrund laeuft
der Fernseher, und es wird auch ueber dieses Thema dauerberichtet. Offenbar
fliegen im Lauf des Tages 400 Raketen aus Gaza auf Askelon im Sueden Israels.
Wohnhaeuser werden getroffen, ein omnibus in brand geschossen. Unter den
Kumpels ist Freude darueber zu spueren. Irgendwie hat man das Gefuehl, es tut dem
geschunden Selbstwertgefuehl gut, endlich erfolgereich Ziele zu erreichen. Ploetzlich
gibt das Fernsehen durch,man habe eine telefonische Warnung erhalten, das
Fernsehgebaeude zu verlassen, es solle angeblich von Israel bombardiert werden.
Das ist ein gaengiger Ablauf, wenn Israel in Gaza bombardiert. Wenn man keine
zivilen Opfer haben moechte, sondern nur materielle Schaeden anrichten und die
Infrastruktur zerstoeren moechte, dann schickt Israel eine Warnung in Form eines
leichten Geschossen, und fuenf Minuten spaeter fliegen die Bomben. So haben die
Leute Zeit, das jeweilige Gebaeude zu verlassen, koennen aber nichts mitnehmen.
Der Sender laeuft weiter, und ploetzlich nach 5 minuten gibt’s nur noch ein Standbild!
Wir sind live dabei. Die palaestinensischen Kumpels sind feudig erregt und
schockiert zugleich. Wir sind fassungslos. Trotzdem ist ne gute Stimmung am Tisch.
Ďisktutieren das ewige Thema Palaestina und Israel aber auch tiefergehende
politische Themen.
Im Grunde waren die alle in der Jugend aktiv…der eine mehr der andere weniger.
Einer war 10 Jahre im israelischen Gefaengnis, im Alter zwischen 20 und 30. War
Bombenbastler und -leger, hat dabei 2 oder 3 Finger verloren. Ist heute
Schwarzkopf- Vertreter, hat Haare und Wimpern und Augenbrauen pechschwarz
gefaerbt und wird in der Gruppe „Der Teenager“ genannt. War gemeinsam mit
Bader-Meinhof-Anhaengern im Gefaengnis. Der Name Thomas Reuter faellt;
Einzelhaft war ein Thema…auch der Teenanger war mehrmals bis zu einem halben
Jahr in Einzelhaft. Er berichtet ueber die verschiedenen Formen, dass niemand mit
ihm spricht, nicht einmal das Wachpersonal, verschaerfend kommt Lese- und
Schreibverbot hinzu. Er berichtet, dass die Verhoere mit Schlaegen, Erniedrigung
und Anschreien einhergehen, dass die Behandlung im Gefaengnis nach der
Verurteilung aber akzeptabel gewesen sei, dass das Internationale Rote Kreuz
regelmaessig gekommen sei, aber nur Essen, Schlafmoeglichkeit und solchen
allgemeinen Themen anspricht. Die Frage, ob gefoltert wuerde etc., darf das Rote
Kreuz nicht ansprechen. Waere der Tag nicht so lang gewesen und haette da nicht
so viel Whiskey – natuerlich wieder Jonny Walker Gold Label und dazu Carmel
Rotwein rumgestanden, der Abend haette noch ein paar Stunden gehen koennen.
Verabschieden uns mit dem Versprechen, spaetestens im Maerz 2019 den Abend zu
wiederholen und in der Hoffnung, dass der Krieg in Gaza bis dahin vorbei sein solle.
An dem Abend sind wir wirklich eingetaucht.
13.11.2018
Treffen heute beim Fruehstueck zwei Gaeste, die nicht von einer NGO oder
Entwicklungshilfegesellschaft sind: Amerikaner von einer Softwarefirma namens
Harri. Die beschaeftigen hier ueber 100 Leute. Rita ist darueber sehr erfreut.
Diskutieren erstaunlich lange. Eigentlich muessten die ja in die Firma.
Heute ist unser letzter Tag. Sacher hatte angeboten, uns einen Freund als
Touristenfuehrer zur Verfuegung zu stellen, wenn wir nach Nablus kommen wollten.
Aber wir entscheiden uns fuer Jerusalem und sagen ihm ab. Er ist alt, und ich
glaube, sowohl ihn als auch Jasna haette es nur angestrengt, wenn wir gekommen
waeren.
Fahren also mit dem Sammeltaxi bis zum Checkpoint von Kalandia, einem
Fluechtlingslager von 1948, jenseits dessen Ostjerusalem beginnt. Gehen wieder zu
fuss drueber. Lange Warteschlangen. Wie mag das frueh morgens aussehen, wenn
die Berufspendler da drueber mussen? Es gibt eine Sonderschlange fuer so
genannte Notfaelle, also Menschen, die krank und auf dem ins Krankenhaus sind,
etc. Ein Mann, der offenbar Blechdosen sammelt und sie in Jerusalem einem
Haendler verkauft, berichtet dass vor 2 Tagen eine schwangere Frau hier gestorben
sein soll, die Geburt habe eingesetzt und der Krankenwagen sei nicht schnell genug
gekommen?!? Wir wissen nicht, ob es stimmt. Man muss durch mehrere
Drehkreuze, und sie lassen immer nur eine bestimmte Anzahl durch. Wir…oder
ich….scheine in diesen Situationen hier immer Ungemach anzuziehen. Als wir an der
Reihe sind, lassen die Soldaten versehentlich, statt 3 bis 4 personen, 7 durch. Uns
wird ueber blechern scheppernde Lautsprecher (diese Lautsprecher erinnern an
Agentenfilme ueber Nordkorea) der Befehl erteilt zurueck durch das Drehkreuz zu
gehen. Ich verstehe das nicht oder will es nicht verstehen. Auf jeden Fall entsteht
erneut ein unangenehmer (fuer wen, ist die frage…smile…) Schlagabtausch mit den
Soldaten hinter ihrer Panzerglasscheibe. Wenn man das jeden Tag z.b. auf dem
Weg zur Arbeit ueber sich ergehen lassen muss, wird klar, warum die Menschen hier
haeufig unter Depressionen leiden. Sie sind absolut rechtlos!!!
Besuchen gleich gegenueber vom Busbahnhof die Garden Tomb, wo nach
wissenschaftlicher Analyse und Glaube vieler Protestanten die Kreuzigung Jesu und
sein Grab sein koennten. Der Garten wir von Ehrenamtlichen aus der ganzen Welt
gepflegt. Ueberall sind hingebungsvoll betende und singende Pilgergruppen. Gehen
in die Altstadt und laufen als erstes den noerdlichen Mauerrundweg. Spannende
Perspektive auf die Stadt.
Wollen zum Felsendom, duerfen aber nicht rein, weil es nicht ausreicht, dass Rita
Muslimin ist. Sie duerfte allein rein, aber ich nicht.
Auf dem Weg um das Felsendom-Areal beobachten wir, wie eine Horde von vier
jungen Soldaten, zwei Frauen, zwei Maenner, drei Jungen, die kaum juenger sind als
sie selbst, anhalten. Die Jungen waren mit einer Gruppe von Familien, Frauen und
Kindern zum Gebet dort. Man nimmt ihnen die Ausweise ab. Sie stehen mit den
Haende nach oben, dem Gesicht zur Mauer, der Soldat drueckt mit seinem Knie ein
Bein des Jungen gegen die Mauer und tastet nach Waffen. Die Jacken werde ruede
heruntergezerrt. Wir bleiben stehen und beobachten aus 5 m entfernung. Eine junge
Soldatin fragen wir, was die Jungen verbrochen haetten, erhalten abweisende
Antworten. Rita fragt nach, ob sie Verbrecher seien, jemanden ueberfallen oder
bestohlen haetten; sie antwortet, das wuerden sie gerade pruefen. Ich frage, ob ich
fotografieren duerfte. Sie verneint. So geht das eine Weile hin und her. Durch uns
werden andere aufmerksam und bleiben auch stehen. Mittlerweile ist da ein richtiger
Auflauf. Rita erklaert einem deutschen Touristenpaar, was da gerade passiert. Es
kommen mehr Soldaten hinzu. Einer kommt und fordert mich auf, ich solle
weitergehen – scheine wohl wieder mal am provozierendsten dazustehen. Wir
bleiben stehen. Eine Frau, die wohl so eine Art Betreuerin der Gruppe ist, spricht die
Soldaten an und bittet sie, die Jungen gehen zu lassen, erklaert, sie gehoerten zu
ihrer Reisegruppe. Die Soldaten schicken sie barsch zurueck. Nach der 3. oder 4.
Aufforderung an mich gehe ich einen Schritt zurueck, aber wir beide sagen immer
wieder, dass wir ein Recht haben, hier zu stehen, sie keines, uns zu verjagen.
Schliesslich lassen sie von den Jungen ab und wir laufen mit ihnen und ihrer
Betreuerin weiter. Sie erklaert mir, sie seien aus Jenin, haben eine eintaegige
Erlaubnis, nach Jeruslaem zu kommen, um ihre heiligen Staetten zu besuchen und
zu beten. Ďie Jungs waren noch nie in Jerusalem….und erleben so eine
Unterdrueckung und Erniedrigung im eigenen Land. Dass das zu Frust, Wut und
Rebllion fuehrt, ist wohl allen klar, nur den arroganten Israelis nicht.
Gehen aussen an der Stadtmauer entlang Richtung Klagemauer. Auf dem Weg
dorthin links unter uns das Qidrontal, auf der anderen Seite des Tals, der Garten
Gethsemane, die russischorthodoxe Kirche mit ihren goldleuchtenden
Zwielbeltuermen, den riesigen juedischen Friedhof, danach Silwad, ein
palaestinensischer Vorort von Jerusalem, aus dem die Israelis so gern die Bewohner
vertreiben wuerden, um es sich einzuverleiben. Mitten drin graben sie die City of
David aus, Ruinen, die angeblich das Jerusalem aus der Zeit Koenig Davids sind.
Silwad ist verkommen und vernachlaessigt, wie alle arabischen Stadtteile
Jerusalems, weil die israelische Stadtverwaltung sie verkommen laesst, sie von der
Muellabfuhr ausschliesst, Infrastruktur nicht erneuert, keine Baugenehmigungen fuer
die Sanierung von Haeusern gibt. Sie wollen die Menschen rausekeln.
Gehen durch das naechste Stadttor wieder in die Altstadt hinein, an der Klagemauer
vorbei, die von Sicherheitsvorkehrungen voellig verunstaltet ist, eine Treppe hoch ins
juedische Viertel. Hier sind die Steinplatten der Wege sauber; es gibt abschliessbare
Muell-Container, Hinweisschilder, die Haeuser sind saniert. Ich lauf einem etwa 50
jaehrigen, mit amerikanischem Englisch sprechenden Juden in die Arme. Er ist sehr
jovial, und wir plaudern ein wenig…so da ueblich blabla. Ich antworte auf seine
Frage, wie es mir geht, dass es mir nicht so ganz gut gehe, weil ich gerade mehrere
Tage in der West Bank verbracht haette und mich die Zustaende dort schockiert
haetten. Er ist verstaendnisvoll: Oh ja, ich lebe dort in einer Siedlung bei Bethlehem.
Meine Frage, warum er in einer Siedlung in der West Bank lebe, das sei doch
palaestinensiches Land, meint er „It is our holy land“. Gott habe es ihnen geschenkt,
und er ist davon ueberzeugt dass die israelischen Kriege, vor Allem der Yom Kippur
Krieg, jeweils gewonnen wurden, weil Gott das so wollte und geholfen habe. Ich
frage, ob er sicher sei, dass Gott geholfen habe oder nicht eher die Amerikaner mit
ihren Aufklaerungsbildern? Nach laengerer Diskussion empfehle ich ihm das Buch
von Yuval Harari, einem Israeli, ueber die Entwicklung der Menschheit zu lesen.
Glaube aber nicht, dass er auch nur eine Sekunde zweifelt und je daran denkt, in das
Buch auch nur reinzuschauen. Machen uns auf den Rueckweg, halten beim Furun
Green Door, dem Ofen, der den Leuten ihre fertig zubereiteten Gericht im Holzofen
gerart hat, bis die Israelis ihm das wegen der angeblichen Rauchbelaestigung
verboten haben. Nun kommen die Kunden nicht mehr. Im Gasbackofen koennen sie
auch zuhause backen. Essen das legendaere Eier-, Tomatenmark- und
Schmelzkaesebrot, trinken Tee, waehrend der Baecker uns seine Leidensgeschichte
erzaehlt, was leider dazu fuehrt, dass keine Zeit fuer ein Shofar bleibt. Ich glaube,
Rita ist nicht so ungluecklich darueber. Seit wir das erste Mal hier waren und ich die
herrlichen Shofars in der Altstadt gesehen habe, moechte ich eines kaufen. Aber Rit
boykottiert meinen Wunsch.
Der Rueckweg nach Ramallah ist wie vor 2 Tagen: Der Bus faehrt wieder nur bis
zum Checkpoint in Kalandia. Wir laufen mit allen anderen Pendlern hinueber, haben
keine Lust, uns im Stau ins Taxi zu setzen und laufen los Richtung Ramallah. Als
sich der Stau aufloest, steigen wir in ein Taxi und lassen uns heim kutschieren.
Rita lernt bei ihrer abendlichen Zigarette eine junge Frau kennen, die wir beim
Fruehstueck schon zweimal gesehen haben, mit der wir jedoch noch nicht
gesprochen haben. Sie arbeitet fuer die Deutsche Welle Akademie und unterrichtet
an Universitaeten in Jordanien, Syrien und Palaestina „Mobile Reporting“. Sehr
spannend. Als Rita mit ihr vor der Tuer zusammen trifft, ist sie gerade auf dem Weg
zum Salsa-Abend im „Fuego“, einer der vielen netten Bars in Ramallah. Und das
alles, waehrend in nicht einmal 100km Entfernung fast ein Krieg ausbricht. Zu diesem
Thema ist uebrigens die Lesart die, dass die Israelis nur deshalb nicht weiter
bombardiert haben, weil sie im Unrecht waren, weil sie diejenigen waren, die in den
Gazastreifen eingedrungen sind, um einen Hamaskaempfer zu ermorden.
14.11.2018
Heute ist unsere Abreise. Wir verabschieden uns von Mireille, der Eigentuemerin des
Lavender, einer typischen palaestinensische Christin: aufeschlossen, verwestlicht
wohlhabend. Sie hatte uns erzaehlt, dass sie eine Jerusalem ID hat, also offiziell dort
leben darf, weil sie von dort stammt. Ihre Kinder gehen jedoch auf die Friends School
in Ramallah (Ritas ehemalige Schule), was sie jedoch niemandem erzaehlen
duerfen. Sie muesse sie zum Luegen erziehen, sat Mireille bitter. Denn wenn die
Behoerden wuessten, dass sie ihren Lebensmittelpunkt in Ramallah haben, wuerden
sie ihre Aufenthaltserlaubnis fuer Jerusalem verlieren! All diese Massnahmen sind
nichts anderes als eine schleichende ethnische Saeuberung Palaestinas von den
Palaestinensern.
Auch auf dem letzten Teil unserer Reise moechten wir es uns nicht einfach machen,
ziehen unseren Koffer zum Busbahnhof und fahren mit dem Linienbus nach
Jerusalem. Sind gespannt, wie wir dieses Mal wohl ueber den Checkpoint kommen.
Der Bus muss ja irgendwie zurueck nach Jerusalem, um wieder Fahrgaeste
einzusammeln. Eine Zeitlang ging das nicht. Da ist man bis zum Checkpoint in einem
palaestinensischen Bus gefahren, ist dann ausgestiegen und zu Fuss ueber den
Checkpoint, um dann jenseits zwar auch palaestinensisches Fahrzeug zu nehmen,
jedoch eines mit israelischem Kennzeichen. So war es ja auch, als wir mit dem
Sammeltaxi nach Jerusalem fuhren.
Im Bus sitzt ein junger Deutscher (Ende 30), der auch, wie kann es anders sein, im
Area D gewohnt hat die vergangenen Tage. Er ist ein Weltreisender, hat offenbar
Geld von Haus aus, was er dann scheinbar noch erfolgreich bermehrt hat. Hatte
Beteiligungen an einer Reederei in Hamburg, die er verkauft hat, und verjubelt jetzt
die Kohle auf Reisen. Aber so, wie er klingt, ist da noch mehr und er muss sich keine
Sorgen machen. Auf jeden Fall ist er politisch sehr interessiert, und wir haben eine
spannende Diskussion. Am Checkpoint steigen zwei Soldaten ein, ein Mann, eine
Frau, und pruefen alle Dokumente. Einige der ID-Karten und
„Einreisegenehmigungen“ nach Jerusalem nimmt die Soldatin mit aus dem Bus zur
Ueberpruefung. Eine Frau die ein paar Reihen weiter vor uns sitzt, hat offenbar einen
amerikanischen Pass und gleichzeitig eine israelische ID-Card fuer die West Bank,
jedoch keine Einreisegehmigung fuer Jerusalem. Sie muss aussteigen. Man laesst
sie mit dem US-Pass nicht rein. Die Frau direkt vor uns sagt, man haette sie
wahrscheinlich auch raus geschickt, wenn wir nicht als Zeugen direkt hinter ihr
gesessen haetten. Es sei ihr schon mehrmals so ergangen. Immer, wenn Westler mit
im Bus sitzen, laesst man sie sitzen; wenn nicht, muss sie aussteigen und die
Prozedur zu Fuss machen (durch die Schlachtviehkaefige).
Der Rest der Anfahrt nach Tel Aviv ist wie auf dem Hinweg: Strassenbahn zur
Zentralen Busstation von West Jerusalem, dann mit dem Bus zum Flughafen. Alles in
Allem brauchen wir wegen der vielen Reiserestriktionen fuer 30km Luftlinie 4,5
Stunden! Als Rita Ende der 70’er Jahre bei ihrem Grossvater lebte, fuhr sie mit dem
Linientaxi in einer halben Stunden direkt von Ramallah zum Flughafen.
Im Bus zum Flughafen kommen wir schliesslich noch einmal ins Gespraech mit
einem jungen englischen Juden aus Manchester, einem Religioesen, der in
Jerusalem am theologischen Seminar studiert und gern Rabbiber werden moechte.
Er hat 10 Geschwister (1. Buch Mose: Seit fruchtbar und vermehrtet euch…),
moechte lieber nichts Kritisches, wie Yuval Hariri lesen, weil er noch zu jung und
wenig standfest sei und seinen Glauben nicht ins Wanken bringen lassen moechte.
Smart Phones und Computer, vor Allem das Internet, sind nicht gern gesehen bei
den Reiligioesen. Ebenfalls ein sehr spannendes Gespraech!
Wir bekommen die allerletzten zwei Plaetze auf dem Flug nach Frankfurt. Alle, aber
auch alle Fluege aus Tel Aviv raus sind brechend voll – ausser El Al. Ritas
Nebensitzer sagt spaeter zu ihr, mit denen weigert er sich, zu fliegen. Die seien so
unfreundlich.

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