(DE) Palästina – November 2018

Palästina November 2018
6.11.2018
Anreise ueber Zürich. 3.30 aufstehen. Ich (Josef) verfluche solche Flugzeiten.
Vom Flughafen Ben Gurion nehmen wir einen Bus bis zum Zentralen Busbahnhof in
West Jerusalem (palaestinensischer Fahrer, der bereitwillig viel erzaehlt), dann
Strassenbahn entlang der in der britischen Mandatszeit bebauten Jaffa Road bis zum
Damaskustor an der Altstadt, dann Umsteigen in den Palaestinenserbus nach
Ramallah. Ankunft am Busbahnhof von Ramallah mitten in der Stadt. Direkt daneben
das Hostel „Area D“, im 5. Stockwerk eines wenig repraesentativen Gebaeudes
oberhalb des Gemuesemarktes und dem kommerziellen Zentrum Ramallahs. Die
Gaeste sind lauter junge, bewegte Deutsche und Schweizer, davon 3 Volontäre, die
dort arbeiten. Die naechstenTage kommen noch US-Amerikaner, eine Inderin, eine
Japanerin, eine Englaenderin, eine US-Amerikanerin mit ukrainischen Wurzeln….ein
aelterer Herr aus Argentinien und diverse junge Maenner verschiedener, meist
westlicher Couleur dazu. Der Agentinier spricht kein Wort Englisch oder Arabisch
(sagt er) und will auch eine Stelle Voluntaer finden. Fragen uns, ob der wohl vom
Mossad abgestellt ist, die Leute hier incognito zu belauschen.
Mazen ruft an und besteht darauf, uns zu sehen. Er holt uns ab, wir kaufen Fisch im
Souk al samak, einem blitzesauberen Fischladen, dann noch Kebabfleisch, holen
seinen Kumpel Jad Mikael ab und fahren ein paar KM ausserhalb Rramallahs nach
Ain Arik in ein Restaurant, in dem wir die einzigen Gaeste in einem eher steril
anmutenden Ambiente sind. Man kocht uns die mitgebrachten Leckereien und dazu
noch feine Vorspeisen zum Tunken mit Brot. Grosses Gelage zu dritt mit Whiskey
und Rotwein, und wir haben das Gefühl, schon seit Tagen hier zu sein. Die
Rueckfahrt ist abenteuerlich….Mazen knülle. Draussen stockdunkel, das Licht am
Auto leuchtet vielleicht 2 m aus, das Fernlicht 8 m. Aber Mazen meint, das Auto
finde den Weg allein, und auf wundersame Weise kommen wir gut im Hostel an.
7.11.18
Der Hauptgrund fuer diese Reise war es, den Pass von Rana Sarsour zu
verlaengern. Sie ist Palaestinenserin aus Gaza und kann den Pass entweder an der
Staendigen Vertretung in Berlin verlaengern, was jedoch Monate dauern wuerde,
waehrend derer sie ohne Pass waere, oder sie muesste selbst nach Ramallah
reisen, was beinahe unmoeglich ist fuer die Bewohner von Gaza. Die dritte
Moeglichkeit ist, jemanden zu bevollmaechtigen. Also haben wir angeboten, das zu
uebernehmen. Muessen zwar ein paar Behoerden abklappern, aber alles klappt wie
am Schnürchen und nachmittags 16 uhr ist die Mission erfüllt. Mazen holt uns beim
Innenministerium ab, und wir fahren zu Um Mazen, seiner Mutter. Sie hat gekocht,
obwohl sie wirklich schlecht beieinander ist: Hammelfüsse in Gemuese mit Waraq
Einab. Jetzt stellt sich das Gefuehl ein, schon Wochen hier zu sein. Mazen bringt uns
ins Hostel, will uns aber nochmal sehen. Beschliessen, dass wir ihn zuhause im
Stadtteil El Tireh besuchen und zu Fuss kommen, einen Weg von etwa 4 km. Kurz
vor seinem Haus, am Nelson Mandela Square mit einer Statue desselben als
Geschenk an Palaestina, sind wir unsicher und fragen einen herumlungernden
jungen Mann nach dem Weg. Er fragt, zu wem wir denn wollen. Unsere Antwort: zu
Mazen Rantisi. Er: Ah, der Doktor!, Ja, klar kennt er, telefoniert mit ihm und weist uns
den Weg. Mazen scheint bekannt wie ein bunter Hund zu sein. Er kennt jeden und
jeder kennt ihn…es gab noch mehrere solcher Erlebnisse. Er scheint mindestens
halb Ramallah schon mindestens einmal in seiner kleinen Ein-Mann-Praxis behandelt
zu haben.
8.11.2018
Fahren mit dem Sammeltaxi nach Aboud, einem christlichen Staedtchen hinter
Birzeit. Wandern dort den Wadi Laimoon (Tal der Zitronen) entlang, von Aboud bis
Beit Reema, ein Nachbarort, den ersten Kilometer parallel zu einer laermenden
Schulklasse, die ihren Ausflug sehr geniessen. Durchqueren typische
Palaestinalandschaft mit auf uralten Terrassen in rostrote Erde gepflanzten Mandelund Olivenbäumen. Rita geht mal in die Buesche und scheucht eine ca. 2m lange,
dunkelbraune und unterarmdicke Schlange auf. Koennen leider spaeter nicht
ergruenden, welche Art es ist. Zienlich sicher ist nur, dass sie giftig war. Am Wegrand
liegt irgendwann ein riesengrosses totes Wildschwein! Verlaufen uns ein bisschen,
laufen ungewollt ein paar zusaetzliche KM gemeinsam mit vielen Schuelern auf dem
Heimweg durch irgendwelche Doerfer, fahren schliesslich mit einem Taxi bis Birzeit,
trinken dort in einem Gaestehaus der Uni in einem schoenen Innenhof Tee und
essen Malfouf, queren anschliessend den grossen Universitaets-Campus und fahren
dann mit dem Bus mit 50 Studenten und Studentinnen nach Ramallah. Abends
trefffen wir uns mit Mazen im „Riad“, einem schoen gemachten und erstklassigen
Gartenlokal unten im alten Ramallah, Ritas Lieblingsecke der Stadt.. Essen auf dem
Weg einen Shawirma auf die Faust. Und immer wieder gute Gespraeche und
Stimmung im Hostel… not to forget…

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